Mittwoch, 8. Oktober 2014Akupunktur und Seele - Die Emotionen in den Fünf ElementenVortrag zum Tag der offenen Tür an der Samuel-Hahnemann-Schule am 12.11.2011 Akupunktur und Seele Die Emotionen in den fünf Elementen Bevor ich mich den Emotionen zuwende, möchte ich kurz auf die fünf Elementen bzw . Wandlungsphasen eingehen. Das System der fünf Wandlungsphasen oder auch der fünf Elemente können wir als das Kernstück oder als das Tor zur Chinesischen Medizin bezeichnen. Die erste schriftliche Erwähnung der Wandlungsphasen finden wir im 4. Jhr. vor Christus. Chinesisch heißen die Wandlungsphasen wu xing (wu ching): Wu bedeutet die Zahl fünf, xing bedeutet gehen oder sich bewegen, was verdeutlicht, dass es sich hier um einen Prozeß handelt. Die Wandlungsphasen sind ein früher Grundpfeiler der chinesischen Naturphilosophie, die alle Naturphänomene den fünf Elementen zuordnet und deren Beziehungen zueinander definiert. Alle Naturvorgänge und prozeßhaften Abläufe werden in das System der fünf Wandlungsphasen eingeordnet. Dieses Zuordnungs- bzw. Entsprechungssystem wurde in jahrtausendelanger Naturbeobachtung entwickelt. Der Mensch wird hier als ein Teil der Natur, einschließlich ihrer Zyklischen Wandlungen, gesehen. So wie die Natur ihren natürlichen Wandel von Tages- und Jahreszeiten durchläuft, so folgt die Natur des Menschen demselben Muster von der Geburt und Kindheit über die Jugend, das Erwachsen sein bis hin zu Alter und letztendlich dem Tod. Die fünf Wandlungsphasen oder Elemente sind Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Jedem Element werden bestimmte Aspekte, wie z.B. die Himmelsrichtung, die Jahreszeit, der klimatische Faktor, die Farbe, der Geschmack, die Organe, die Sinnesorgane, die Entwicklungsstufen des Menschen und der Pflanzenwelt und natürlich auch die Emotionen usw. zugeordnet. So wird dem Holz der Osten zugeordnet, der Frühling und der Wind, die Farbe grün, der saure Geschmack, die Organe Leber und Gallenblase, die Augen als das Sinnesorgan, die menschliche Entwicklungsstufe ist der Lebensbeginn und die Kindheit (bei den Pflanzen entspricht das dem ersten Sprossen im Frühling) und die Emotion Zorn oder Wut. Die Emotion die dem Feuer zugeordnet wird ist die Freude, zur Erde gehört das Sorgen, das sich sorgen und auch das Grübeln. Dem Element Metall wird die Traurigkeit und dem Wasser die Angst zugeordnet. Die Theorie der Fünf Wandlungsphasen spielt in der chinesischen Medizin eine wichtige Rolle, sowohl in der Diagnostik wie auch in der Behandlung zahlreicher Erkrankungen. Die Elemente stehen in einer wechselseitigen Beziehungen gegenseitiger Förderung, wie auch der Kontrolle zueinander. Ziel ist das Gleichgewicht der Elemente untereinander. Zitat aus dem Huangdi Neijing: (Klassisches Werk der Chinesischen Medizin das in der Zeit der streitenden Reich, 475 – 221 v. Chr. entstanden ist.) „Das Zusammenspiel der fünf Elemente bewirkt Harmonie und alles kommt in die rechte Ordnung. Am Ende eines Jahres hat die Sonne ihren Lauf vollendet, und alles fängt von neuen an, mit der ersten Jahreszeit, dem Frühling – wie ein Ring der weder Anfang noch Ende hat.“
Das Holz Der Zyklus der 5 Elemente beginnt mit der Wandlungsphase Holz. Die Holzenergie mit ihren Organen Leber und Gallenblase beinhaltet die Energie aller Anfänge im Leben, deshalb entspricht im menschlichen Lebenszyklus die Geburt und die Kindheit dem Element Holz. Betrachtet man die kindliche Entwicklung und die Ausdrucksformen eines Kindes, lassen sich die seelischen Aspekte des Holzes gut verstehen. Die Hauptemotionen des Holzes sind Wut und Zorn in allen ihren Aspekten. Kinder können ihre Wut i.d.R. noch frei und direkt zum Ausdruck bringen. Im Laufe des Lebens lernen die meisten Menschen jedoch sich zu kontrollieren. Viele fressen ihren Zorn in sich hinein, hin und wieder findet er dann oft in unangemessener Weise ein Ventil, manche Menschen leben ihn – oft ganz unbewusst - auf versteckte Weise aus. Dies kann sich in Depressionen äußern, in starken Schuldgefühlen, in Groll, in Hypochondrie etc.. Dieses nicht freie Ausleben von Gefühlen führt zu Stagnation und ist eine häufige Ursache von Erkrankungen. Ein weiterer Aspekt des Holzes ist die Fähigkeit, uns unseren Raum zu nehmen, den wir brauchen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen und unsere Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Auch diese Fähigkeit ist bei kleinen Kindern noch voll ausgebildet, sie schreien so lange, bis ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Wenn Menschen z.B. durch eine strenge, dominante Erziehung sich nicht mehr erlauben, ihren Raum zu nehmen, wenn sie sich selber nicht mehr zum Ausdruck bringen können, ihre Kreativität nicht mehr leben, führt das langfristig zu Frustration und Groll. Auf der anderen Seite kann ein Ungleichgewicht in der Holzenergie auch dazu führen, dass man sich zuviel Raum nimmt, sehr egozentrisch wird und damit den Lebensraum anderer Menschen einschränkt. Es geht also immer um die goldene Mitte. Eine weitere Fähigkeit, die uns das Holz verleiht, ist die Flexibilität. Menschen mit einer gesunden Holzenergie können flexibel auf die Wechselspiele des Lebens reagieren, sind nicht starr, bleiben im Fluss und zerbrechen nicht an Hindernissen. Andererseits besitzen sie aber auch die Stärke, ihre Ziele zu verfolgen und wenn es notwendig ist, sich durchzusetzen. Damit wären wir bei der nächsten Fähigkeit, die uns das Holz verleiht, nämlich unserem Leben die richtige Richtung zu geben, unser Leben planen und auch die notwendigen Entscheidungen treffen zu können, um diese Pläne umzusetzen. Dabei helfen uns eine gute Intuition, Mut und Tatkraft, ebenfalls Holztugenden. Menschen mit einer schwachen Holzenergie quälen sich oft damit herum, dass sie nicht wissen, wo es in ihrem Leben hingehen soll, sie können sich für nichts entscheiden, sind ängstlich und mutlos. V.a. die Gallenblase gibt uns die Klarheit, die wir sowohl für unsere Lebensplanung als auch für einen unkomplizierten Umgang mit unseren Mitmenschen brauchen. Klarheit hilft uns, unsere eigenen Grenzen aufzuzeigen, so dass Aggressionen oft überflüssig werden. Man kann dabei freundlich bleiben und sich trotzdem Respekt verschaffen. Ein weiterer Aspekt des Holzes ist das Thema Druck, damit ist sowohl psychischer Druck als auch Zeitdruck gemeint. Die Leber hasst den Druck, d.h. dass ständiger Druck zu Erkrankungen der Holzorgane führen kann bzw., dass Menschen mit einer Störung der Holzenergie sehr empfindlich auf Druck reagieren. Da Druck in unserer Leistungsgesellschaft sehr verbreitet ist, sind Holzerkrankungen wie beispielsweise Depressionen, Kopfschmerzen und hoher Blutdruck sehr verbreitet. Auf der anderen Seite liebt die Leber die Entspannung, deswegen kann man mit entspannenden Dingen wie Spaziergängen, Qi Gong, Meditation und ähnlichem diesen Krankheiten entgegenwirken. Das Feuer Im Zyklus der Elemente folgt auf die Wandlungsphase Holz das Feuer. Der Feuerenergie werden die Organe Herz und Dünndarm, sowie Pericard und 3 Erwärmer zugeordnet. Im Lebenszyklus wird das Element Feuer mit der Jugend und dem Zenit des Lebens gleichgesetzt. Im Jahreszyklus befinden wir uns jetzt im Sommer, die Sonne steht am höchsten und verbreitet, wie das Feuer in uns, Licht und Wärme. Das Feuer in uns ist dynamisch und auflodernd, das aktive Lebensprinzip. Im Holz haben wir unseren Lebensraum eingenommen, im der Feuerzeit entwickeln wir Respekt und Liebe zum anderen Menschen. Wir lernen uns als Teil eines großen ganzen zu sehen und wir sind in der Lage unsere Persönlichkeit und Kreativität so zum Ausdruck zu bringen, dass sie nicht mit den Bedürfnissen Anderer in Konflikt gerät. Die Emotion des Feuers ist die Freude, die Lebensfreude die unser Herz wärmt und in uns den Wunsch weckt nach Lachen und Fröhlichkeit, nach Kontakt und Berührung, nach intimer Nähe und Verschmelzung. Das Feuer in uns ist expansiv und nach außen gerichtet, wir sind offen und haben das Bedürfnis nach sozialen Kontakten, wir gehen auf den Anderen zu, sind neugierig und begeisterungsfähig und unserem inneren Drang nach Aktivität und Entfaltung scheint keine Grenze gesetzt zu sein. Das Feuer verleiht uns die Fähigkeit unser Herz zu öffnen, tiefe Lebensfreude und Liebe, die keine Gegenleistung erwartet, zu empfinden. Der seelische Anteil des Feuers ist Shen, die Geistseele die im Herzen wohnt. Shen ist eine kosmische, kreative Kraft die schwer zu definieren ist. Shen wird übersetzt mit Begriffen wie z.B. das himmlische Prinzip, die schöpferische Kraft, die Seele, der Geist, der Verstand, die Inspiration, die Kreativität usw. In der daoistischen Naturphilosophie entspricht Shen dem spontanen Wirkendes Dao, eine Kraft die alle energetischen Konstellationen prägt. Man kann auch sagen, der Shen eines Menschen umfasst seine ganze Sphäre emotionaler, mental – intellektueller und spiritueller Aspekte. Shen spiegelt sich in der Präsenz eines Menschen wieder. Ein Mensch bei dem Sken im Herzen wohnt hat einen klaren Blick, klare Gedanken, einen hellen Verstand und eine kräftige Stimme. Ist der Shen eines Menschen gestört, so kann sich das zeigen in unklarem Denken, Konzentrationsstörungen, Sprachstörungen, Schlafstörungen, Ruhelosigkeit und Nervosität sowie emotionalen Problemen. Störungen des Feuers können sich auf verscheiden Ebenen manifestieren: Bei einer Leere des Feuers ist zu wenig Lebensfreude und Liebe vorhanden, bei einer Stagnation des Feuers sind diese Gefühle zwar vorhanden, aber sie sind blockiert. Beide Menschen strahlen eine Traurigkeit oder Melancholie aus. Ihr Interesse an sozialen Kontakten und Beziehungen ist eher gering und sie können sich einsam und nicht liebenswert fühlen. Diese Menschen, mit einer Leere des Feuers, müssen lernen Stärke zu entwickeln und ihre Energie zu bewahren, sie sollten Dinge tun die Ihnen Freude machen und die Ihre Gefühle beleben um Ihr Herz zu öffnen. Menschen mit einer Stagnation des Feuers müssen lernen Ihre Gefühle und Bedürfnisse anderen Menschen gegenüber auszudrücken. Ist zu viel Feuer in einem Menschen so brennt es unkontrolliert und heftig. Diese Menschen neigen zu einer ruhelosen Übererregtheit, zu großem Enthusiasmus bis hin zur Manie, sie reden zu viel und können sozial und auch sexuell Überaktiv sein. Sie neigen zu himmelhochjauchzender Leidenschaft und flammender Verliebtheit und scheinen förmlich über sich hinauszuwachsen. Hält dieser Zustand zu lange an so entfaltet das Feuer seine zerstörerische Kraft. Letztendlich finden wir einen ausgebrannten, erschöpften und deprimierten Menschen. Die Lernaufgabe diese Menschen ist Mäßigung und Nüchternheit, sie müssen lernen extreme Situationen zu meiden. Ziel ist das harmonische Gleichgewicht ...... Die Erde Dem Feuer folgt im Elementenzyklus die Erde. Der Erde werden die Organe Milz/Pankreas und Magen zugeordnet. In früheren Darstellungen der Wandlungsphasen wurde die Erde in der Mitte des Kreislaufs dargestellt. Dem zugrunde liegt die Vorstellung, dass die Übergängen von einer Wandlungsphase in die nächste der Erde zugeordnet wird. Die Erde macht die Übergänge möglich, sie bewirkt, das sich Neues manifestieren und materialisieren kann. Erst später wurde die Erde eingereiht zwischen den Wandlungsphasen Feuer und Metall. Die Jahreszeit die der Erde zugerechnet wird ist der Spätsommer, die Zeit kurz vor der Ernte, in der alle Früchte reifen. Im Lebenszyklus sind wir jetzt im Erwachsenenalter angekommen. Ebenso wie in der Natur vermittelt die Erde in uns reife Fruchtbarkeit und mütterliche Fürsorge. Diese zeigt sich am ursprünglichsten in der mütterlichen Fürsorge um das Kind, aber auch in der Fähigkeit fürsorglich mit anderen Menschen umgehen zu können. Geerdete Menschen verspüren Mitgefühl und Anteilnahme für Andere sowie den Wunsch zu helfen. Warm, verständnisvoll und akzeptierend können sie sich leicht in Andere hineinversetzen. Bei einer Störung im Erdelement kann es jedoch auch zu einem übersteigertem Verantwortungsgefühl kommen. Die Fähigkeit des Denkens, der Analyse und der Konzentration sind ebenso der Erde zugeordnet. Die Klarheit der Konzentration, die Fähigkeit zu intellektueller Arbeit und Lernen, sowie das Gedächtnis sind Funktionen der Milz, die auf ihrer Fähigkeit zur Zentrierung beruhen. Die Milz ist sowohl für die körperlichen wie auch für die intellektuellen Verdauungsprozesse zuständig. In diesem Sinne verstoffwechselt die Milz unsere Gedanken und Sinneseindrücke. Sie werden von uns aufgenommen, analysiert, gewertet, verworfen oder eingeordnet zu eigenen Gedanken, Überzeugungen und Konzepten. Menschen mit einer Erdestörung können z.B. unreflektiert die Meinung Anderer nachplappern, sie können sehr dogmatisch an ihrem eigenen Standpunkt hängen oder sie besitzen keinerlei Standfestigkeit in ihren Ansichten und kippen um sobald jemand eine andere Meinung vertritt. Ein weiterer Aspekt der Milz, die Sorge ist eng mit dem Denken verbunden. Auch die Sorge kann eine wertvolle und nützliche Qualität sein, weil sie der Lösung von Problemen dient. Man setzt sich mit der Situation auseinander, analysiert sie, sucht nach Möglichkeiten der Abhilfe, woraus letztendlich eine Lösung entsteht. Überschreiten Sorgen und Sich-Gedanken-machen jedoch ein gesundes Maß, beginnen die Gedanken zu kreisen. Beim Grübeln bilden sich unproduktive Gedankenschleifen, die endlose Runden drehen und zu einer unlösbaren Last werden, was unsere Milz überfordert. Wenn wir das Erdelement in uns stärken wollen, müssen wir als erstes lernen uns gut zu ernähren, liebevoll für uns selber zu sorgen. Für sich selber zu sorgen kann sowohl eine wohlschmeckende, ausgewogene Ernährung bedeuten, wie auch die Hinwendung zu schönen Dingen, z.B. Waldspaziergänge, Saunabesuch, Theater, Ausstellungen, die Körper und Geist erfreuen. Nur wenn ein Mensch sich genug wertschätzt, um sich um sich selber zu kümmern, dann ist er auch in der Lage, für Andere zu sorgen. Das Metall Die Jahreszeit des Metalls ist der Herbst, also die Übergangszeit vom Sommer zum Winter, die Lebenszeit das Älterwerden, das Klimakterium. Es sind Zeiten, in denen wir Abschied nehmen vom prallen Leben und der Extrovertiertheit des Sommers und in denen wir an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert werden. Entsprechend sind die psychischen Kardinalthemen des Metalls, bzw. seiner Organe Lunge und Dickdarm, Trauer und Loslassen. Die Trauer ist eine Reaktion auf Abschied und Verlust. Im Herbst richtet man sich auf den Rückzug und das nach Innen gehen der Lebenssäfte ein, und es ist ganz natürlich, im Herbst etwas trauriger und melancholischer zu sein. Auf der anderen Seite ist der Herbst die Zeit, in der man die Ernte einbringt, die Zeit der wahren Reife. Dies gilt auch für den Herbst des Lebens; das Wissen und die Lebenserfahrung, die man angesammelt hat, darf zur Weisheit reifen, man kann sich aus der hektischen Geschäftigkeit der Menschen etwas zurückziehen und sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens konzentrieren, gelassener werden. In den letzten Jahrzehnten wurde in unserem Kulturkreis die Weisheit der Älteren nicht mehr so sehr geschätzt, ich denke im Moment findet gerade wieder ein Umdenken statt. Zurück zur Trauer; wenn ein Mensch einen großen Verlust erlitten hat, z.B. durch Tod eines geliebten Menschen oder durch Verlassenwerden, kann der Schmerz so groß sein, dass es so aussieht, als könne das Leben nicht weitergehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man mit Trauer umgeht. Damit die Seele keinen Schaden nimmt, ist es wichtig, der Trauer ihren Raum zu geben, sie zu durchleben. In allen Kulturen wurde der Trauer ein angemessener Raum gegeben, in unserer durch ein Trauerjahr. Heutzutage ist dies für die Trauernden oft schwierig, da die Umgebung oft von ihnen erwartet, möglichst schnell im Alltag wieder zu funktionieren. Wenn ein Mensch ein Ungleichgewicht im Metall hat, neigt er entweder dazu, seine Trauer zu verdrängen, sich dem Schmerz zu entziehen, oder er konserviert seine Trauer, findet nicht mehr aus ihr heraus und wird verbittert. Hier ist der andere wichtige Aspekt des Metalls, das Loslassen, gestört. Diese beiden Umgangsformen nehmen dem Menschen eine wertvolle Erfahrung, die einem durchlebte Trauer schenken kann, nämlich den Gewinn von Selbsterkenntnis, von Reifung unserer Persönlichkeit. Die Fähigkeit des Loslassens birgt noch einen anderen Aspekt; so wie unsere Lunge bei der Ausatmung die verbrauchte Luft einfach loslässt und der Dickdarm die Substanzen, die unser Körper nicht mehr verwenden kann, loslassen muss, sollten wir auch Dinge, Themen oder Beziehungen, die nicht mehr zu uns passen oder uns gar schaden, loslassen können. Nur so können wir uns weiterentwickeln und Raum in uns schaffen, uns auf Neues einzulassen. Menschen, die z.B. ewig an Beziehungen festhalten, selbst wenn sie ihnen schaden, aber auch Menschen, die zu schnell loslassen, also sich bei der kleinsten Schwierigkeit trennen, tragen ein Ungleichgewicht im Element Metall in sich. Die Ursache einer Metallstörung liegt oft in einer gestörten Beziehung zum Vater. Normalerweise ist der Vater unser erster Beurteiler - im Gegensatz zur bedingungslosen Mutterliebe. Er wertet stärker unser Tun, verknüpft seine Zuneigung stärker mit unserem Verhalten. Wenn Kinder spüren, dass sie von ihrem Vater wenig wertgeschätzt werden, wenn sie von ihm abgewertet, nicht richtig gesehen werden, kommt es zu Traurigkeit und Resignation. Dasselbe geschieht, wenn der Vater sehr streng ist, wenn zuviel Disziplin und Starre im Vordergrund stehen. Im Versuch, dem Vater zu gefallen, bilden sich dann beim Kind oft typische „Metalleigenschaften“ aus, wie Perfektionismus, sehr strukturiertes, überkorrektes Verhalten und Strenge mit sich und Anderen. Wie immer gibt es auch die andere Seite der Medaille, das Kind kann sich gegen den Vater und in der Folge gegen andere Autoritäten auflehnen, eine große Abneigung gegen Disziplin, Strenge und Regeln entwickeln. Menschen, die einen erlösten Metallaspekt haben, leben nicht starr nach irgendwelchen Regeln, die ihnen die Gesellschaft auferlegt. Sie haben ein sehr feines Rechtsempfinden, sie besitzen Integrität und stellen sich selber Regeln auf, nach denen sie leben möchten. Sie behandeln andere so, wie sie selber gerne behandelt werden möchten. Das Wasser Die Organe, die zur Wandlungsphase Wasser gehören, sind die Nieren und die Blase. Die Emotionen, die etwas mit diesem Element zu tun haben, sind die Angst und als ihr Gegenspieler der Wille. Sowie die Nierenenergie in der chinesischen Medizin eine wichtige Rolle für die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen und somit der Arterhaltung spielt, dient die mit den Nieren verbundene Emotion Angst in erster Linie ebenfalls der Sicherung unseres Lebens. Sie warnt uns, wenn irgendeine Gefahr für uns besteht. Somit ist sie, wenn sie eine angemessene Rolle in unserem Leben spielt, ein sehr sinnvolles Gefühl. Z.B., wenn wir von Gewalt bedroht werden, oft ist es besser für uns zu fliehen. Manchmal hält uns Angst von einer überstürzten, unklugen Entscheidung ab, dies ist alles keine pathologische Angst. Ein Behandlungsbedarf besteht nur, wenn Angst über das benötigte Maß hinausgeht und uns in unserem Leben einschränkt. Angst kann zur Folge haben, dass wir in unserem Leben hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben. Wir trauen uns dann nicht die Dinge zu tun, von denen wir träumen und die uns vorwärts bringen könnten. Hier ist es sinnvoll, die Angst zu überwinden, damit wir wachsen können. Oft hilft es, Angst machende Situationen (z.B. Vorträge halten) zu durchleben und damit die Angst zu überwinden. Es gibt unzählige Formen von Ängsten, Jeder kennt sie, z.B. die Angst zu Versagen, Angst vor der Zukunft, vor Armut und Krankheit, vor dem Tod, etc.. Viele Menschen leben aber mit einem Grundgefühl von Angst, das ganze Leben wird angstvoll erlebt. Sie stehen dann ständig unter Spannung, sind immer damit beschäftigt, was passieren könnte und können sich nicht mehr an der Gegenwart erfreuen. Angst blockiert oft das Yang der Niere, dies führt zu innerer Kälte, die zu einer Blockierung des Qi-und Blutflusses des Menschen führt, dadurch kommt es zu einer Erstarrung auf körperlicher und seelischer Ebene. Wir alle kennen das Bild des Kaninchens vor der Schlange, es wird starr vor Angst, und kann nicht mehr fliehen. Diese Erstarrung führt zu einer Handlungsunfähigkeit, ein Mensch, der von Angst bestimmt wird, zieht sich zurück, er kann oft nicht die Energie aufbringen, die nötig wäre, um die Angst machenden Situationen zu ändern. Hier ist es wichtig, die Nierenenergie zu stärken, z.B. mit Akupunktur.
Wie bereits erwähnt besitzen wir einen natürlichen Gegenspieler zur Angst, den Willen, der ebenfalls zum Element Wasser gehört. Die Angst setzt dem Willen Grenzen, der Wille hält auf der anderen Seite die Angst unter Kontrolle. Erstrebenswert ist eine Balance zwischen Angst und Willen. Angst wirkt kontrahierend, der Wille ist expansiv, er hilft uns unsere angestrebten Ziele zu erreichen, unsere Potentiale und Lebensziele zu verwirklichen. Eine Störung der Nierenenergie kann sich in einem zu schwach ausgeprägten Willen, aber auch in einem übersteigerten Willen zeigen. Dieser ist oft gekoppelt mit einem übersteigerten Ehrgeiz. Ehrgeiz gehört ebenfalls zur Nierenenergie und ist, in ausgewogener Form, sehr hilfreich, um unsere Ziele umzusetzen. Ist unser Handeln und Streben aber zu sehr von Ehrgeiz geprägt, stecken wir unsere Ziele zu hoch, gehen wir oft weit über unsere Kräfte hinaus, wir nehmen weder Rücksicht auf uns noch auf Andere. In unserer Leistungsgesellschaft gibt es viele Menschen, die nur noch für ihre Arbeit leben, alle anderen Bereiche vernachlässigen, was auf Dauer wachsende Erschöpfung bis hin zum Burn Out zur Folge haben kann. Es fehlt hier der Gegenpol – Ruhe und Gelassenheit. Genügend Schlaf und Ruhepausen sind unerlässlich für die Bewahrung der Nierenenergie und damit für ein langes, gesundes Leben. Mit Gelassenheit ist gemeint, nicht immer handeln zu müssen, das Leben nicht ständig kontrollieren müssen, sondern sich dem Lebensstrom anzuvertrauen, in der Gegenwart zu leben. Hilfreich für die Erlangung von Gelassenheit ist neben der Unterstützung durch Akupunktur z.B. das Ausüben von Qi Gong und Tai Qi.
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