Sonntag, 12. Oktober 2008Metall und Psyche. Ein Vortrag, gehalten auf dem Tag der Chinesischen Medizin in der Samuel-Hahnemann-Schule am 27.09.08 von Renate BornerMetall und Psyche In meinem Vortrag geht es mir darum, dass Sie Metall-Persönlichkeiten erkennen lernen und die einzelnen Facetten einer Metall-Persönlichkeit sowie ihre Entstehungsbedingungen besser verstehen können. Mit Metall-Persönlichkeit meine ich einen Menschen, der in seiner Persönlichkeitsstruktur eine große Empfänglichkeit für die Themen des Metalls in sich trägt. Kein Mensch hat natürlich nur etwas mit einem Element zu tun, da jeder Mensch alle Elemente in sich beherbergt, und die Elemente sich untereinander beeinflussen. Aber ein Mensch kann Zeit seines Lebens, entweder durch angeborene oder durch bestimmte Ereignisse erworbene energetische Ungleichgewichte einen charakterlichen Schwerpunkt in Bezug auf ein Element aufweisen. Welche Eigenschaften bzw. welchen Themenbezug weist also ein Mensch auf, der viel mit dem Element Metall zu tun hat? Die psychischen Kardinalthemen des Metalls bzw. der Organe Lunge/Dickdarm sind Trauer und Loslassen. Die Trauer ist eine Reaktion auf Abschied und Verlust. Im Herbst, der Jahreszeit des Metalls, richtet man sich auf den Rückzug und das nach Innen-Gehen der Lebenssäfte ein und ist es natürlich, etwas trauriger und melancholischer zu sein als in anderen Jahreszeiten. Im Herbst wird man erinnert an die Vergänglichkeit aller Dinge, man verabschiedet sich vom prallen Leben und der Extrovertiertheit des Sommers. Der Herbst ist aber auch die Zeit, in der man die Ernte einbringt, die Zeit der wahren Reife. Im Herbst des Lebens sollte man auch die Früchte seines Lebens ernten können, sich etwas zurückziehen aus der hektischen Geschäftigkeit der Menschen, sich auf das konzentrieren, was Bestand hat, gelassener werden. Das Wissen, was man angesammelt hat, darf zur Weisheit werden und langsam beginnt die Auseinandersetzung mit dem Tod. Leider fand in den letzten Jahrzehnten in unserer Gesellschaft eine Abwertung dieser Weisheit des Älterwerdens statt, vor allem auf dem Arbeitsmarkt wurde Lebenserfahrung nur noch selten wertgeschätzt. Aber ich habe das Gefühl, dass langsam wieder ein Umdenken einsetzt, dass die Welle des Jugendwahns ihren Höhepunkt erreicht hat und Erfahrung und Reife wieder etwas mehr gefragt sind. Das chinesische Schriftzeichen für Trauer ist bei. Es beinhaltet das Zeichen für Herz und das Zeichen für „nicht“ oder „ohne“ oder „anti“, bedeutet also soviel wie eine „Negation des Herzens“ oder eine „Zurückweisung des Lebens“. Wie kann man das verstehen? Wenn jemand einen großen Verlust erlitten hat, z.B. ein geliebter Mensch stirbt, oder man verliert seine Heimat oder kann einen geliebten Beruf nicht mehr ausüben, dann will das Herz diese Tatsache zuerst nicht akzeptieren, das Leben kommt erst einmal zum Stillstand, der Verlust wird heftig zurückgewiesen. Der Schmerz kann so groß sein, dass es für den Menschen so aussieht, als könnte das Leben nicht weitergehen. Er zieht sich aus dem Lebensfluss zurück, und ist völlig von seiner Trauer ausgefüllt, die Welt steht für den Trauernden still. Diese Reaktion auf so ein heftiges Ereignis ist völlig normal, viele Kulturen geben diesen Gefühlen auch einen angemessenen Raum, z.B. beim Tod eines Menschen wird durch lautstarkes Weinen der Schmerz ausgedrückt oder es gibt ein sog. Trauerjahr, in dem sich der Trauernde angemessen Zeit nehmen darf, seine Trauergefühle zu verarbeiten. Durch gelebte Trauer kann man den Mensch in liebevoller Erinnerung halten, ohne am Schmerz über den Verlust zu zerbrechen. So schmerzlich Trauer auch ist, sie gehört einfach auch zu unserem Leben und ist eine Chance zur Reifung unserer Persönlichkeit. In gelebter Trauer beschäftigt man sich intensiv mit sich selber, man gewinnt Selbsterkenntnis, erklimmt eine neue Stufe des Bewusstseins. Dies führt zu mehr Weisheit, dem erlösten Aspekt des Metalls. Genau dies aber gelingt dem im Metall Unausgeglichenen nicht. Entweder er versinkt in seiner Trauer, konserviert sie und kann nicht mehr aus ihr herausfinden, neigt zu Verbitterung und Groll, erschöpft seine Umgebung mit endlosen Klagen. Oder er verdrängt seine Trauer, widmet ihr weder die erforderliche Zeit noch Aufmerksamkeit und versucht so weiterzuleben, als hätte es dieses einschneidende Ereignis nicht gegeben. Je nachdem, in welche Richtung die Unausgeglichenheit besteht, kann der Trauernde entweder nicht mehr mit dem Weinen aufhören oder er kann gar nicht weinen. Da in unserer Kultur die Themen Tod, Abschied und Trauer gerne aus dem kollektiven und individuellen Bewusstsein verdrängt werden, ist es viel schwieriger für den vom Verlust Betroffenen, diese Themen dann in sein Leben zu integrieren. Z.B. litt eine Patientin von mir sehr darunter, dass, als ihr Vater nach schwerer Krankheit starb, ihre Umgebung unangenehm davon berührt war, als sie nach ein paar Monaten immer noch nicht zum „normalen Leben“ übergehen konnte und noch viel weinte. Viele Menschen können mit diesen für sie „negativen“ Gefühlen nicht umgehen, sind peinlich berührt, versuchen, die trauernde Person abzulenken und aufzuheitern („das Leben geht weiter“). Ich denke, häufig liegt der Grund für dieses Verhalten darin, dass sie die Konfrontation mit dem Thema Tod schlecht ertragen. Meiner Patientin tat es gut, wenn sie mit jemand über ihren großen Verlust und die Gefühle, die dieser auslöste, sprechen konnte, und sie ihren Tränen freien Lauf lassen konnte. So kam sie langsam über den Verlust hinweg. Ein anderes Beispiel ist ein junger Mann, der völlig vom Tod seines Vaters, den er sehr liebte, überrascht wurde. Er war sehr in seiner Arbeit engagiert und nahm sich keine Zeit, adäquat um ihn zu trauern. Er drückte es so aus, dass er die ganze Geschichte mit dem Tod seines Vaters „in eine Schublade gepackt hat“, und er hatte große Angst, diese zu öffnen und von der Trauer überwältigt zu werden. Er zog es vor, im tägliche Leben weiter zu funktionieren, und überdeckelte seine Gefühle mit Geschäftigkeit. Das Problem an diesem Weg ist, dass dadurch, dass die Trauer nicht gelebt wird, ein Teil der Persönlichkeit an dieser Stelle stehen bleibt und sich nicht weiterentwickeln kann, und dass man immer in der Angst davor leben muss, „was passiert, wenn die Schublade aufgeht“. Ich denke, eine Aufforderung zur Beschäftigung mit diesem Thema war, dass er immer wieder von seinem – im Traum noch lebendem Vater- träumte. Wenn wir uns mit so schwerwiegenden Dingen nicht beschäftigen, sondern sie in ein Hinterzimmer unserer Seele verbannen, können wir sie nicht loslassen. Bei Menschen, die ihre Trauer und ihren Verlust auch nach angemessener Zeit einfach nicht überwinden können, die ihre Trauer nicht verarbeiten können und sich dadurch gereift dem Lebensstrom wieder anvertrauen können, wird der Aspekt des Loslassens bzw. nicht Loslassen können als Metallthema sehr deutlich. Am Beispiel der Atmung lässt sich die Aufgabe des Loslassens der Lunge gut verdeutlichen: Die Ausatmung ist ein passiver Vorgang, der Mensch muss nichts tun, es nur geschehen lassen – loslassen. Dies zeigt, dass das nicht Loslassen ein Vorgang ist, der Energie verbraucht, die einem anderswo fehlt. Beim Asthmatiker zeigt sich die mangelnde Fähigkeit, Loszulassen, er hält die Luft zurück. Prinzipiell lassen sich zwei gegensätzliche Atmungstypen unterscheiden: Der erste Atmungstyp atmet mehr ein als aus, er ist nicht fähig, loszulassen und zu entspannen, er hält fest. Sein Brustkorb sieht oft aufgebläht aus. Der Zweite atmet mehr aus als ein. Dies führt zu Energiemangel, der Brustkorb sieht eingefallen aus. Der Mensch traut sich nicht, aus dem Vollen, dass er direkt vor der Nase hat, zu schöpfen. Er nimmt nicht genügend Sauerstoff auf. Nicht nur beim Yin-Organ des Metalls, der Lunge, sondern auch bei ihrem Yang-Organ, dem Dickdarm, spielt das Loslassen können eine zentrale Rolle. Eigentlich ist der Stuhlgang für Kinder ein lustvoller, kreativer, produktiver Akt. Findet in der so genannten analen Phase eine Sauberkeitserziehung statt, die dem Kind die positive Erfahrung mit dem Loslassen nimmt, führt dies oft dazu, dass der Mensch Schwierigkeiten mit dem Loslassen bekommt, sowohl auf körperlicher Ebene, in Form von Verstopfung, als auch auf seelischer Ebene. Hierbei geht es nicht nur um Loslassenkönnen von Trauer, sondern auch von anderen Gefühlen, Beziehungen und Dingen. Jeder Mensch muss in seinem Leben mit Abschieden und Verlusten zurechtkommen, auch jeder Übergang in eine neue Lebensphase erfordert ein Loslassen. Dies bezieht sich z.B. auf die Alters- bzw. Entwicklungsstufen, die jeder Mensch durchläuft. Manche Kinder haben z.B. große Probleme sich von der Kindheit zu verabschieden und in`s Jugendalter einzutreten und halten krampfhaft daran fest, möchten „klein“ bleiben; manche Menschen wollen sich nicht von Jugend und Schönheit verabschieden, kleiden sich dementsprechend, bleiben am Lebensstil der Jugend kleben. Z.B. Wenn Menschen in fortgeschrittenem Alter noch jeden Abend „um die Häuser ziehen müssen“, keine Verantwortung übernehmen wollen, Kiffen, etc.. Vielen „Metalltypen“ fällt v.a. der Abschied vom Arbeitsleben und der Eintritt in die nachberufliche Phase schwer. Der Rückzug aus den äußeren Aktivitäten kann zu Traurigkeit und Depression führen. Sie bestimmen ihren Wert vorwiegend durch äußere Dinge, wie beruflichen oder materiellen Erfolg und fühlen sich jetzt wertlos. Wenn es ihnen nicht gelingt, neue Werte für sich im Leben zu finden, resignieren sie und geben auf. Für viele Menschen, die schon weit vor dem Rentenalter arbeitslos werden, ist dies ein großes Problem, haben sie eine Störung im Metall, fällt ihnen die Umorientierung noch viel schwerer. Das starke Festhalten egal an welcher Lebensphase ist ein Hinweis darauf, dass ein Mensch im Metall betroffen ist. Dasselbe gilt auch für Menschen, denen Abschiede von Freunden, Verwandten etc. immer sehr schwer fallen; Auch Menschen, die Beziehungen oder ihrer Heimat sehr nachtrauern, die stark an ihrer Vergangenheit hängen bzw. sich daran orientieren und sich sehr schwer tun, sich auf etwas Neues in ihrem Leben einzulassen, haben eine Störung im Metall. Ein Beispiel dafür, sind Menschen, die unfreiwillig, oft unter sehr traurigen Umständen aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Sie bewahren oft demonstrativ ihre alten Bräuche und können nicht loslassen von ihrem Wunsch, in ihre Heimat zurückzukehren. Ich kenne eine Frau, die meiner Meinung nach stark in ihrem Metall betroffen ist, sie verlor durch Krieg ihre Heimat, die meisten ihrer Freunde, ihren Beruf, ihre ganze Gesellschaftsordnung und ihre soziale Einbindung. Sie wurde depressiv und konnte sich hier in Deutschland auch nach vielen Jahren nicht auf ein neues Leben einlassen. Sie war in ihrer Heimat beruflich erfolgreich, konnte aber hier nicht ernten, was sie gesät hatte, da sie keine Arbeitserlaubnis bekam, musste mit ansehen, wie ihre Fähigkeiten „verrotteten“. Andere Kriegsflüchtlinge in ihrer Umgebung reagierten anders als sie; sie wollten nicht mehr in ihre Heimat zurück, und versuchten viel mehr, hier ein neues Leben aufzubauen. Nach vielen Jahren ging sie in ihre Heimat zurück, obwohl es dort für sie auch nicht einfach war. Sie hatte auch dort große Schwierigkeiten, von der Vergangenheit loszulassen. Sie war sehr nachtragend und konnte nichts vergessen (auch eine Form des Nicht-Loslassens). Dies war zum einen in Anbetracht der schrecklichen Ereignisse sehr verständlich, zum anderen gingen ihre wenigen verbliebenen Freunde aber anders mit der Geschichte um. Sie versuchten viel mehr, in der Gegenwart zu leben, waren nicht so schwer. Bei Menschen, die viel mit Metall zu tun haben, heilt die Zeit nicht immer die Wunden. Abschiede weisen auf die Vergänglichkeit im Leben hin, und wenn man noch sehr unerlöst in seinem Metallthema ist, und man nicht darauf vertraut, dass jedes Vergehen auch ein neues Werden in sich trägt, macht einen dies traurig. Wenn Menschen nicht in der Lage sind, sich von alten, überkommenen Bindungen freizumachen, haben sie keinen wirklichen Raum in sich, sich auf Neues einzulassen. Wie immer gibt es auch die andere Seite der Medaille, nämlich das „zu schnell Loslassen“. Das zeigt sich z.B. darin, dass Menschen nur kurze, oberflächliche Beziehungen führen, sich sehr schnell wieder trennen, eine Beziehung nach der anderen führen. Ich denke, häufig ist der Hintergrund für diese Art von Beziehungsmuster eine Angst vor Verletzung, wenn man sich nicht tief einlässt oder sich trennt, vor der Andere es tut, kann man auch nicht so tief verletzt werden. Der heutige Arbeitsmarkt verlangt oft, dass man total flexibel ist, man häufig umzieht, was dazu führt, dass man hauptsächlich kurze, oberflächliche Bekanntschaften schließt. Vor man in die Tiefe gehen kann, muss man schon wieder weiter. Um sich hierbei vor Traurigkeit zu schützen und keinen großen Abschiedsschmerz zu riskieren, bleibt man lieber gleich mehr auf Distanz. Die Frage dabei ist natürlich, ob es auf Dauer nicht auch traurig macht, wenn man wenig tiefe Freundschaften und wenig starke Verbundenheit hat. Eine weitere Eigenschaft von „Metalltypen“ ist, dass sie oft ernsthaft und tiefgründig wirken. Sie sind oft sehr integer, wirken sehr rechtschaffen, versuchen alles richtig zu machen. Z.B als Patienten fragen sie gleich nach der Bezahlung, möchten einem nichts schuldig bleiben, überweisen sofort ihre Rechnung, halten ihre Termine ein, etc. Sie wirken meist sympathisch, haben aber oft eine leicht melancholische Ausstrahlung. Sie haben oft einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ein starkes Pflichtgefühl, können z.B. Richter werden oder aber auch Kämpfer gegen Ungerechtigkeit oder für Benachteiligte. Der Aspekt der Reife beim Thema Metall klingt auch wieder an bei Menschen, die gezwungenermaßen „frühreif“ sein mussten. Menschen die, aus verschiedensten Gründen, als Kinder nicht angemessene Aufgaben übernehmen mussten. Oft entstehen solche Situationen durch Scheidung oder Krankheit der Eltern, wenn Kinder sehr früh vernünftig werden müssen, auf kleinere Geschwister aufpassen oder den Haushalt führen müssen, eben Dinge, für die sie von ihrem Alter her noch nicht wirklich reif sind. Dies führt oft dazu, dass aus diesen Kinder ernste, sehr verantwortliche Menschen werden, denen eine gewisse Leichtigkeit fehlt. Es war ihnen nicht vergönnt, einen natürlichen Reifungsprozess zu vollziehen, was ihnen die Unbeschwertheit genommen hat. Im Herbst ist alles reif, man kann ernten was man gesät hat. Wenn diese Ernte nicht möglich ist, wenn man die Früchte seiner Bemühungen nicht genießen darf, kann das auch zu großer Trauer führen. Ein Beispiel dafür kann sein, wenn man sein Leben lang sehr viel in seinen Beruf investiert hat und dann plötzlich arbeitslos wird, oder wenn man ein Geschäft aufgebaut hat und durch die schlechte Wirtschaftslage insolvent wird, oder wenn man Kinder aufzieht und dann, wenn sie erwachsen sind, keinen Kontakt mehr zu ihnen hat. Z.B. lernte ich eine Frau kennen, die mit viel Liebe 2 Söhne großgezogen hat. Als diese erwachsen waren, haben sie, weil deren Frauen keinen Wert auf den Kontakt zu ihrer Mutter legten, die Verbindung zu ihr weitgehend eingestellt. Die Frau reagierte darauf mit schweren Depressionen. Ein weiterer Auffälligkeit bei Menschen, die etwas mit dem Thema Metall zu tun haben, ist, dass sie oft eine pessimistische Grundeinstellung haben, dass sie sowohl ihre Zukunft als auch die Zukunft der Menschheit in dunklen Farben sehen, dass sie von einer gewissen Hoffnungslosigkeit geprägt sind. Wenn das Metall gesund ist, herrschen Vertrauen in`s Leben, Optimismus und eine positive Einschätzung der Zukunft. Metallstörungen haben oft was mit einem gestörtem Verhältnis zum Vater zu tun. Normalerweise ist der Vater unser erster Beurteiler (im Gegensatz zur bedingungslosen Mutterliebe), er wertet stärker unser Tun, verknüpft seine Zuneigung stärker mit unserem Verhalten (es kann natürlich auch andersrum sein). Wenn Kinder spüren, dass sie von ihrem Vater wenig wertgeschätzt werden, wenn sie von ihm abgewertet werden oder nicht richtig gesehen werden, kommt es beim Kind zu Traurigkeit, Resignation, wenig Standfestigkeit. Dasselbe geschieht, wenn der Vater sehr streng ist, wenn zuviel Disziplin, Strenge und Starre vorherrschen. Die nächsten Autoritätsfiguren nach dem Vater sind Lehrer, Priester, Vorgesetzte, Therapeuten. Auch sie können Gefühle wie Selbstwert und Stolz vermitteln, oder auch rauben. Wenn ein Mensch sich von diesen Autoritäten nicht geliebt, geschätzt oder ungerecht behandelt fühlt, kann das zu Rebellion bzw. ständigen Problemen mit Autoritäten im Allgemeinen führen. Oft versuchen diese Menschen, der abgelehnt fühlten, ein Leben lang zu beweisen, dass sie was taugen und versuchen dadurch –oft unbewusst- doch noch die Liebe des Vaters zu erlangen, sind dabei oft sehr streng und rigide zu sich und haben ein großes Pflichtgefühl. Es kann auch dazu führen, dass man sich in solche „Autoritätspersonen“ verliebt und immer ihrer Anerkennung hinterherläuft. Eine liebevolle Vater-Kind-Beziehung ist eine Voraussetzung für ein intaktes Selbstwertgefühl. Weitere häufige Eigenschaften von „Metalltypen“ sind Perfektionismus, überkorrektes und übergenaues Verhalten. Sie sind oft sehr diszipliniert, halten Regeln und Vorschriften ein. Es sind z.B. Patienten, die sich an genaue Ernährungsvorschriften halten, die unsere Vorschläge genau befolgen, so dass man schon wieder sagen möchte, sie müssen sich nicht so genau an alles halten, schlagen sie ruhig mal über die Stränge, etc.. Sie lieben Strukturen, hassen das Chaos, räumen z.B. zwanghaft auf, können z.B. erst mit der Arbeit anfangen, wenn auf dem Schreibtisch alles im rechten Winkel liegt. Sie kommen total pünktlich zur Behandlung, ein Patient von mir wartete z.B. immer vor der Tür und klingelte genau zum bestellten Termin. Das deutsche Volk hat insgesamt viel mit dem Thema Metall zu tun. Zumindest bis in die 50er/60er Jahre war die Erziehung in Deutschland stark von diesen Tugenden (Pflicht, Disziplin, Strenge, Ordnung) geprägt, die viele militärische Elemente enthalten. Die deutschen Soldaten waren im Krieg bis zum bitteren Ende gehorsam, haben ihre Pflicht erfüllt. Unzählige Untaten während der Naziherrschaft waren nur möglich, weil es so viele Menschen gab, denen die Pflichterfüllung über alles ging. Ich denke z.B. die Italiener haben deutlich weniger „Metalltugenden“; mein alter Lateinlehrer hat sich immer abfällig über italienische Soldaten ausgelassen, weil diese feige gewesen seien und entgegen den Befehlen sofort abgehauen wären, sobald es gefährlich wurde, was ich für sehr gesund halte. Es gibt natürlich hier auch wieder die andere Seite der Medaille, Menschen, die sehr chaotisch sind und keinerlei Strukturen in ihr Leben bringen können, die keine Disziplin, die wiederum manchmal notwendig für die Durchführung von Vorhaben ist, aufbringen können. Im Extremfall führt die Strukturlosigkeit und die mangelnde Fähigkeit, Loslassen zu können dazu, dass ein Mensch zum „Messi“ wird. Je mehr „alter Mist“ sich ansammelt, desto mehr geht die Klarheit verloren. Menschen, die erlöst im Metall sind besitzen Klarheit in ihrem Leben und ihren Gedanken, sind ohne Zwanghaftigkeit in ihrem Tun. Sie leben nicht starr nach irgendwelchen Regeln, die ihnen die Gesellschaft auferlegt, sondern sie leben nach ihrem eigenen Rechtsempfinden. Sie besitzen Integrität, stellen für sich selber Regeln auf, nach denen sie leben möchten und behandeln andere so, wie sie auch gerne behandelt werden möchten. Sie sind korrekt und standfest. Solche Menschen kommen in totalitären Regimen, wie z.B. Nazideutschland oder in der DDR oder in autoritären Strukturen wie beim Militär in große Schwierigkeiten, es macht sie krank bzw. sie kommen in Gefahr. Sie müssen sich dann entscheiden zwischen ihrer Integrität und Sanktionen bzw. Bestrafungen. Eine weitere Form von Menschen, die unerlöst in ihrem Metallthema sind, sind Menschen, die hohe Ideale und stark ausgeprägte Moralvorstellungen haben, und diese für die Allgemeinheit als verbindlich ansehen. Sie sind oft sehr ernst und starr, gönnen sich wenig Spaß, machen keine Ausnahmen, sind zwanghaft und dogmatisch. Beispiele dafür wären zwanghafte Ökos, strenge Vegetarier, Veganer, Makrobioten, Puritaner, Zeugen Jehovas, strengste Mülltrenner, etc. Metallmenschen streben oft nach geistigen Qualitäten, jedoch sind sie in Gefahr dabei rigide und intolerant zu werden, sie neigen zu religiösem Fanatismus. Dieser Art von Spiritualität fehlt die Wärme, die Begeisterungsfähigkeit und Spontanität, die Religiosität im ursprünglichen Sinn auszeichnet. Ganz schwer haben es Kinder von solchen Menschen, wenn sie einen anderen Charakter haben, der sich nicht so einengen lassen will, eigene Vorstellungen vom Leben haben; sie leiden dann oft sehr unter ihren Eltern und sie können natürlich auch selber eine Metallstörung bekommen. Ein weiteres Metallthema ist die Kontaktfähigkeit eines Menschen, das Thema Nähe und Distanz. Über die Atmung, also die Lunge, ist man ständig im Kontakt zu seiner Umwelt – wir atmen die gleiche Luft wie unsere Mitmenschen ein, ob wir wollen oder nicht. Der Atem verbindet das Innen mit dem Außen, kein Mensch kann sich vollständig zurückziehen, eine sehr flache Atmung kann aber ein Hinweis auf eine Rückzugstendenz sein. Eine Patientin von mir, die wegen einer Hauterkrankung und wegen ihres Asthmas in Behandlung kam, war eine sehr ernsthafte, nachdenkliche junge Frau, die ziemlich zurückgezogen lebte und sich in Gruppen und Gesellschaften meist unwohl fühlte. Ihre Erkrankungen hatten in ihrer Kindheit angefangen, als ihre Eltern sich getrennt hatten. Zuerst hatte sie noch Kontakt mit ihrem Vater, vor allem über die gleiche sportliche Leidenschaft, doch als sie ihre sportliche Karriere beendete, entstand eine Sprachlosigkeit zwischen den Beiden. Die junge Frau war überzeugt davon, dass ihr Vater von ihr enttäuscht sei, und die beiden waren nicht in der Lage, die entstandene Distanz zwischen sich zu überwinden und die Dinge zu klären. Ihre traurige Ausstrahlung und Schwierigkeiten, mit anderen auch mal weniger tiefe Gespräche zu führen, erschwerten es ihr, Leute kennen zulernen und mehr am Leben teilzuhaben. Allgemein wirken „Metalltypen“ häufig hart und kühl (wie Metall) und distanziert. Sie zeigen oft wenig Gefühle, führen ungern Smalltalk auf Partys oder unverbindliche Gespräche im Laden oder auf der Straße. Sie bevorzugen oft tiefe Freundschaften und ernsthafte Gespräche. Diese Abweisung bzw. dieses Unvermögen von „leichter Kontaktaufnahme“ führt aber oft zu dem Gefühl, nicht dazuzugehören, außen stehend zu sein, zu einem Einsamkeitsgefühl, was als schmerzlich empfunden wird. Sie leben oft zurückgezogen und von ihrer Umgebung isoliert. Auf der anderen Seite gibt es uns wiederum einen Hinweis auf das Metall, wenn Menschen sehr distanzlos sind, wenn sie kein Gefühl für die Grenzen Anderer haben, wenn sie z.B. gleich beim ersten Kennen lernen Anderen ihre gesamte Lebensgeschichte bzw. intime Dinge erzählen. Man spürt dann, dass dabei etwas unstimmig ist. Zu wenig Distanz kann sich auch darin zeigen, dass man zu sehr mit den Gefühlen anderer mitschwimmt, sich gar nicht abgrenzen kann. Naturgemäß gilt dies wiederum am stärksten für traurige Gefühle, für die Metalltypen eine besondere Empfänglichkeit haben. Zum Abschluss meines Vortrags möchte ich euch das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse vorstellen, dieses symbolisiert für mich die erlöste Form des Metalls. Stufen Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andere neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, es will uns Stuf` um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht erschlaffen; Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…. Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde. Literatur: Klaus Dieter Platsch – Psychosomatik in der Chinesischen Medizin Klaus Dieter Platsch – Die fünf Wandlungsphasen Udo Lorenzen/Andreas Noll – Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin, Bd. 2, Wandlungsphase Metall Jeremy Ross - Akupunkturpunktkombinationen
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